Rudolf Treichler

* 10.03.1909 in Schondorf, Deutschland
† 22.07.1994 in Wiesneck, Deutschland

Als Waldorfschüler erlebte Treichler mit 13 Jahren einen Vortrag Rudolf Steiners im Goetheanum und stand 16-jährig erschüttert an dessen Totenbett. In der 12. Klasse schrieb er eine Jahresarbeit über Friedrich Hölderlin, aus der eine lebenslange Beschäftigung mit seelischen Erkrankungen entstand.
Nach seinem Medizinstudium promovierte er 1936 über „Die Erkrankung Friedrich Hölderlins in ihren Beziehungen zu seinem dichterischen Schaffen“. Seine psychiatrisch-neurologische Facharztausbildung absolvierte Treichler in Stuttgart. Ab 1959 übernahm er zusammen mit Werner Priever die ärztliche Leitung des damaligen „Sanatorium Wiesneck“, das bald in „Friedrich Husemann-Klinik“ umbenannt wurde.

Rudolf Treichler prägte die Entwicklung der anthroposophischen Psychiatrie grundlegend. Im Unterschied zur psychiatrischen Life-Event-Forschung geht diese von lebenslanger seelisch-geistiger Entwicklung aus. Hiernach antwortet die Seele, ausgelöst durch ein Ereignis, auf eine Störung ihrer Entwicklung mit einem bestimmten Erscheinungsbild, das ihren Möglichkeiten zur Entwicklung entspricht.

Neben den zusammen mit Otto Wolff neu geschaffenen medikamentösen Behandlungsformen erarbeitete Treichler eine „psychiatrische Heileurythmie“ und begründete die menschenkundlich fundierte Indikationsstellung der anthroposophischen Kunsttherapien in der Psychiatrie. In den 1960er Jahren initiierte er die ordnende und stabilisierende Wirkung der Platonischen Körper  über innere Hinwendung zu vermitteln. Hierzu entwickelte Harald Hüttich die Prägung der Körper aus einer Kugel mit den Handinnenflächen und -ballen.