Hildegard Pütz geb. Joesten

* 03.07.1947 in Oberkassel bei Bonn, Deutschland

Als frühe Herausforderungen erlebte sie die Verinnerlichung und Integration scheinbar weit auseinanderliegender Lebens- und Denkweisen ihrer traditionsreichen Herkunftsfamilien. Hieraus entwickelte sie eine kreative Grundhaltung des Sowohl-als-auch im Sinne von Selbstbestimmung und sozialem Zusammenhalt sowie das Interesse, schwierige Aufgaben nach objektiven Regeln und Gesetzmäßigkeiten zu lösen.

Während ihres Studiums an der Freien Kunststudienstätte Ottersberg wurde sie 1985 von Prof. Rose Maria Pütz aufgrund der berufspolitischen Problematisierung der Kunsttherapie zur Kontaktaufnahme mit der Medizinischen Sektion am Goetheanum und Vertretungen unterschiedlicher Richtungen der Künstlerischen Therapien beauftragt.

Ihr Ziel, eine gesetzliche Regelung des Berufs und die Kostenübernahme durch Krankenkassen zu erreichen, verfolgte sie sowohl im Kontext der Anthroposophischen Medizin als auch im Zusammenschluss mit Verbänden für Künstlerische Therapien. Sie entwickelte im Auftrag der Bundesanstalt für Arbeit 1995 erste Ansätze für ein methodenübergreifendes Berufsbild und beschrieb 2021 für die BAG Künstlerische Therapien einen allgemeingültigen kompetenzorientierten Learning-Outcome Künstlerischer Therapeut:innen. 

Als geschäftsführende Vorständin des BVAKT prägte sie von 1993 – 2023 dessen Öffentlichkeitsarbeit und Qualitätssicherung sowie die Leistungsbeschreibungen für Kassenzulassungen im Rahmen der Integrierten Versorgung mit Anthroposophischer Medizin. 

Seit 2019 gehört sie dem Vorstand der BAG KT und deren AG Berufsrechtliche Regelung an. Hierin sieht sie eine Chance, unterschiedliche Richtungen der Künstlerischen Therapien gleichberechtigt zur Lösung gemeinsamer Probleme zu vereinen.  

 

 

Dr. phil. Rudolf Steiner

* 27. 02. 1861 in Kraljevec, Königreich Ungarn, heute Kroatien
† 30. 03. 1925 in Dornach, Schweiz

Ab 1879 studierte Steiner an der Technischen Hochschule Wien Biologie, Chemie, Physik und Mathematik. 1882 – 1897 übernahm er am Goethe-und-Schiller-Archiv in Weimar die Herausgabe der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes. 1891 promovierte er in Rostock zum Dr. phil.

1894 veröffentlichte Steiner "Die Philosophie der Freiheit". Nach der hierin dargelegten Grundhaltung entwickelte er eigene Konzepte für verschiedene Bereiche des Lebens wie die Waldorfpädagogik, die biologisch-dynamische Landwirtschaft und die anthroposophisch erweiterte Medizin. Deren Ansatz setzt die Schulmedizin voraus und ergänzt durch eigene Arzneimittel und Therapien.

1906 vermittelt Steiner erste Sprechübungen für sprachgestörte Kinder, Redner und Lehrer. Ab 1919 entwickelt er zusammen mit Marie Steiner-von Sievers die künstlerische Sprachgestaltung. 1921 veröffentlicht Steiner zum Wesen der Farben. 1914 gibt er Vorträge über die Beziehung der Künste zu den verschiedenen Wesensebenen des Menschen und stellt die Kunst als Weg zur gesunden Ergreifung des Ich in den Fokus. In Vorträgen über das Wesen des Musikalischen schafft er mit seinen Ausführungen - insbesondere zwischen 1922 und 1923 - die Grundlage für therapeutische Anwendungen von Musik und Gesang. Ab 1923 stellt er diese Erkenntnisse in den Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit.

Seine Impulse wurden für die Fachbereiche Sprachgestaltung, Malerei und Plastik von der Ärztin Ita Wegman mit Künstlerinnen in therapeutische Anwendungen umgesetzt. Ende der 1920er Jahre entwickelten Ärzte und Musiker therapeutische Anwendungen der Musik in der Heilpädagogik und später in der Psychiatrie und Psychosomatik.

Dr. med. Ita Wegman

* 22. Februar 1876 in Karawang, West-Java, Indonesien
† 4. März 1943 in Arlesheim, Schweiz

Ita Wegman war ausgebildet in Heilgymnastik und schwedischer Massage. Ab 1906 studiert sie auf Vorschlag Rudolf Steiners Medizin in Zürich. Nach ihrer Dissertation an der Universität zu Zürich im Jahr 1912 und Facharztausbildung in Allgemeinmedizin und Frauenheilkunde eröffnet sie 1917 eine Praxis in Zürich. Mit der Unterstützung Steiners stellt sie „Iscar“,  das 1. Mistelpräparat gegen Krebs her. 1921 eröffnet sie in Arlesheim ihr Klinisch-Therapeutisches Institut, indem sie 1922 die heutige Weleda AG begründete und zusammen mit Steiner die Anthroposophische Medizin entwickelte  Dort entwickelte sie auch die Rhythmische Massage sowie die zur anthroposophischen Pflege gehörenden Wickel, Einreibungen und medizinischen Bäder.

Zusammen mit der Ärztin Dr. Margarethe Hauschka und der Malerin  Liane Collot d‘Herbois entwickelte Wegmann Therapien mit den Mitteln der Bildenden Kunst und mit Martha Hemsoth den Ansatz zur therapeutischen Sprachgestaltung. Mit Margarethe Kirchner-Bockholt beriet sie die Heileurythmie. Für die Therapie ihrer Patienten mit Musik und Gesang suchte sie ebenso Experten wie für Diät- und Ernährungsfragen. Damit wurde die Arlesheimer Klinik zu einer weitreichenden Therapeutenschule.

Ab September 1924 pflegte sie Rudolf Steiner bis zu seinem Tod im März 1925. Nach Steiners Tod sah sie ihre Kernaufgabe in der Fortsetzung der ihr von Steiner übertragenen Aufgaben, zu denen u.a. die Leitung der Medizinischen Sektion am Goetheanum und der Aufbau der ärztlichen Weiterbildungen sowie die Herausgabe einer Zeitschrift zur Erweiterung der Heilkunst zählten. 1943 verstarb Wegman in Arlesheim. Ihre Urne wurde in einer von Liane Collot d'Herbois gestalteten Kapelle in Ascona beigesetzt.

Marie Steiner von Sievers

* 14.03.1867 in Woitlaweck, damals Russland
† 27.12.1948 in Beatenberg, Schweiz


Von 1895 - 1897 studierte Marie von Sievers in Paris Rezitation und Schauspielkunst. Diese vertiefte sie nach ihrer Rückkehr nach Sankt Petersburg. 1899 erhielt sie ein Engagement am Schillertheather in Berlin, wo sie Rudolf Steiner kennen lernte, den sie 1914 heiratete. Zusammen mit ihm entwickelte sie die Sprachgestaltung als neue Kunst des Sprechens. Aus den gemeinsamen Kursen gibt es Aufzeichnungen zur Methodik und dem Wesen der Sprachgestaltung, zur  Kunst der Rezitation und Deklamation sowie zur Sprachgestaltung und Dramatischen Kunst.

Seit 1907 war Marie von Sivers an der Entwicklung der Eurythmie, einer von Steiner und Lory Maier-Smits begründeten neuen Tanz- und Bewegungskunst, beteiligt. Ab Ende 1914 entwickelte sie für die Aufführungen eine spezielle Sprechkunst. Von 1919 an gründete sie Eurythmieschulen in mehreren europäische Ländern. In den 1920er  Jahren schuf sie eine Sprechchor-Kunst und baute einen Sprechchor auf, der erfolgreiche Tourneen durch ganz Europa feierte.

An der Goetheanum-Bühne bildete Marie Steiner von Sievers in Sprachgestaltung aus. Unter ihren Schülerinnen waren Martha Hemsoth und Dora Gutbrod, die in Zusammenarbeit mit der Ärztin Ita Wegman und dem Kinderarzt und Heilpädagogen Karl König die Sprachgestaltung therapeutisch anwendeten.

Valborg Werbeck-Svärdström

* 22.12.1879 in Gräfle, Schweden
† 01.02.1972 in Eckwälden

Schon als kleines Kind hatte Valborg Svärdström vor, Medizin zu studieren, doch auf Grund ihrer großen gesanglichen Begabung studierte sie Gesang. Bereits mit 11 Jahren trat sie erstmals öffentlich auf, kam mit 15 Jahren auf das Konservatorium und gab schon öffentliche Konzerte.

Mit 20 Jahren wurde sie an die Stockholmer Hofoper gerufen und feierte dort ungewöhnliche Erfolge. 1904 gewann sie den Jenny-Lind-Preis, dadurch wurde ihr ermöglicht, durch Europa zu reisen. Im Jahr 1906 heiratete sie den Hamburger Schriftsteller und Musiker Louis Werbeck. Sie beendete ihre Tätigkeit an der Oper, konzertierte nun europaweit und gewann Preise. Sie war eine der ganz großen Sängerinnen ihrer Zeit.

1910 lernte sie Rudolf Steiner kennen und damit trat eine Wende in ihrem Leben ein. Durch ihn erhielt sie den Impuls, Gesang heilend einzusetzen und begann, auf menschenkundlichem, medizinischem und musikalischem Gebiet Zusammenhänge und Bezüge zu erforschen. Sie arbeitete an der Entwicklung der „Schule der Stimmenthüllung“ mit dem Ziel, den Menschen  durchklingbar zu machen. Sie erlebte die therapeutische Wirkung von Lauten und Tönen und deren Verbindung zum Menschen. Die Ergebnisse ihrer Forschungen schrieb sie in ihrem Buch „Die Schule der Stimmenthüllung“ nieder.

In ihrem 88. Lebensjahr fand sie in Jürgen Schriefer einen geeigneten Nachfolger und bildete ihn aus. Sie selbst lehrte  bis kurz vor ihrem Tod.

Dr. med. Margarethe Hauschka-Stavenhagen

* 6. August 1896 in Hamburg
† 7. Juli 1980 in Bad Boll

Als Jugendliche lernte Margarethe Hauschka im Elternhaus die Anthroposophie kennen. Ab 1915 studierte sie in München Medizin und Kunstgeschichte. Nach Abschluss des Studiums und Promotion lernte sie die schwedische Massage und Heileurythmie kennen. 1925 begann sie ihre Tätigkeit als Ärztin in der psychiatrischen Klinik von Friedrich Husemann bei Freiburg. Dort malte und plastizierte sie mit Patienten und erforschte die Wirkung Platonischer Körper, die bis heute in der Husemann-Klink angewendet werden.

Von 1927 bis 1929 entwickelte sie im Auftrag Ita Wegmans in Arlesheim therapeutische Anwendungen der bildenden Künste nach Angaben Rudolf Steiners, im Hinblick auf eine gezielte Therapie. Bis 1940 übertrug ihr Ita Wegman die Ausbildung in Rhythmischer Massage und der anthroposophischen Hydrotherapie, an deren Weiterentwicklung sie beteiligt war.

1942 heiratete sie den Arzt und Begründer der Wala Heilmittelbetriebe Rudolf Hauschka. 1962 eröffnete sie ihre „Schule für künstlerische Therapie und Massage“ in Boll, wo sie bis zu ihrem Tode Rhythmische Massage und Künstlerische Therapie lehrte.

Maria Führmann

* 22.03.1886 in Schwerin, Deutschland
† 28.08.1969 in Murrhardt, Deutschland

Maria Führmann studierte in Hamburg Gesang und Klavier. Sie erlebte als Sängerin die Einseitigkeit der körperlich ausgerichteten Gesangsmethoden. Sie besuchte als Gasthörerin medizinische Vorlesungen zu Atemwege und Kehlkopf. Medizinisches Wissen war für sie die Grundlage, eine über das Physische hinausgehende Tonbildung zu entwickeln.

Im Jahr 1926 lernte sie die Anthroposophie und damit die Hinweise Rudolf Steiners kennen. Acht Jahre später traf sie Anni von Lange bei einem Kurs zu deren goetheanistischen Ansatz. Eine enge Freundschaft entstand. Maria Führmann entwickelte auf der Basis von Vokalen, Skalen und Spiegelungsskalen ihren Gesangsansatz. Es war ihr ein Anliegen, von physischer Schwere und Druck befreiten Gesang zu erreichen, der den ganzen Menschen durchklingt. Dabei nutzte sie vor allem Einzeltöne und deren Bezug zu Vokalen und Konkordanzen.

Die Forschungen von Anni von Lange bereicherten und ergänzten ihre therapeutischen Studien und Tätigkeit. Die von ihr erarbeiteten Übungen werden heute noch eingesetzt  und weiterentwickelt.

Martha Hemsoth

* 29.01.1887
† 31.03.1936 in Arlesheim, Schweiz

1924 lernte die Opernsängerin Martha Hemsoth Ita Wegman kennen. Im selben Jahr traf sie Rudolf Steiner, der ihr fachliche Anleitungen zur Besserung eines Stimmproblems gab.
1929 begann sie ihre Ausbildung zur Sprachgestalterin bei Marie Steiner.
Wegen  ihrer künstlerischen Vorbildung schließt sie diese 1930 mit der Lehrberechtigung für Sprachgestaltung ab. Bald darauf nimmt sie ihre therapeutische Arbeit in Arlesheim auf. Im April 1931 verdeutlicht Ita Wegman ihre Vorstellungen zur therapeutischen Sprachgestaltung: Das Künstlerische muss von Grund auf beherrscht sein, zugleich ist aber auch das, was mit Krankheitszuständen und Heilungsmöglichkeiten zusammenhängt, nach wissenschaftlichen Kriterien zu erfassen.

Mit diesem Impuls arbeitet Hemsoth mit Wegman sowie weiteren Ärzten in der Schweiz und in Deutschland zusammen. Am 31. März 1936 verstarb sie an den Folgen einer Explosion.

Friedrich Husemann

* 13. Juni 1887 in Blasheim/Lübbecke, Deutschland
† 8. Juni 1959 in Wiesneck/Buchenbach, Deutschland

Während des Medizinstudiums lernte Husemann 1909 in Genf Rudolf Steiner kennen. Wenige Monate später hielt er seinen ersten anthroposophisch fundierten Vortrag: Das Ich als Arzt. Seine Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie schloss er 1920 in Bremen ab.

Von 1921 – 1924 war er zusammen mit anderen Pionieren am Klinisch-therapeutischen Institut in Stuttgart tätig, an dessen Patientenbesprechungen Rudolf Steiner regelmäßig teilnahm. Hier entwickelte Husemann am Anfang des 20. Jahrhunderts ein ganzheitliches medizinisch-therapeutisches Konzept zur Behandlung psychisch erkrankter Menschen. Dieses umfasste die Bereiche:

  • leibliche Therapie durch Medikamente und äußere Anwendungen
  • künstlerische Therapie und
  • Psychotherapie.

1925 verlagerte Husemann seine Tätigkeit nach Günterstal bei Freiburg, wo auf seinen Wunsch hin Dr. Margarethe Hauschka mit Patienten malte und plastizierte. Dort erforschte sie die Wirkung Platonischer Körper, die bis heute in der Husemann-Klink angewendet werden.

1930 gründete Friedrich Husemann das Sanatorium Wiesneck, als Vorläufer der heute nach ihm benannten Friedrich-Husemann-Klinik, einer Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Buchenbach bei Freiburg, die sich noch wesentlich an Husemanns Arbeit orientiert.

Ab 1951 gab er Das Bild des Menschen als Grundlage der Heilkunst als Standardwerk der Anthroposophischen Medizin mit einem Beitrag von Margarethe Hauschka zur Künstlerischen Therapie heraus.


Anni von Lange

* 20.06.1887  in Mühlhausen, Thüringen, Deutschland
† 28.04.1959 in Arlesheim, Schweiz

Anni von Lange zeigte schon als kleines Kind eine besondere Liebe und Begabung zur Musik und zur Malerei und war schon früh als Pianistin und Komponistin tätig. Nach ihrer ersten, sie sehr beeindruckenden Begegnung mit Rudolf Steiner im Jahr 1920 brach sie zwei Jahre später ihre konzertierende Tätigkeit ab. Zunächst reiste sie und ging dann 1926 ans Priesterseminar in Hamburg. Hier war die Erneuerung der kultischen Musik ihr besonderes Anliegen.

Zwei Jahre später entschloss sie sich, ihre künstlerische Tätigkeit wieder aufzunehmen. Inspiriert durch Goethes Entwurf zu einer Tonlehre und vielfältige Hinweise Rudolf Steiners begann sie mit ihrer Vortragstätigkeit und leitete Kurse. In einem ihrer Kurse lernte sie 1934 Maria Führmann kennen und es entstand eine gemeinsame intensive Forschungstätigkeit zu den Zusammenhängen von Tönen und Lauten und deren Bezug zu Tierkreisen und Planeten. Im Jahr 1953 schrieb Anni von Lange den ersten Band ihres Werkes „Mensch, Musik und Kosmos“, das bis heute ein Grundlagenwerk für anthroposophische Musiktherapeuten ist.  Sie nahm am Arbeitskreis um Hans-Heinrich Engel teil und brachte ihre Forschungen ein. Ab 1954 veranstaltete sie Tagungen und Vortragskurse,  sprach über moderne Musik, musikalische Phänomene und deren Bezug zur Geisteswissenschaft.

So gab sie in den 1950er Jahren ihre Forschungsergebnisse an viele Musiker weiter.  Besonders intensiv war Maria Schüppel von den Forschungen angeregt, sie stand im fachlichen Austausch mit Anni von Lange, bis  diese verstarb.

Edmund Pracht

* 21.10.1898 in Berlin, Deutschland
† 22.03.1974 in Arlesheim, Schweiz

Edmund Pracht wuchs in einer musikalischen Familie auf und bekam als Kind Klavier- und Trompetenunterricht. Im Jahr 1916 begann er in Berin Jura zu studieren, wurde jedoch 1917 zum Kriegsdienst einberufen. Nach dem Krieg studierte er Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und belegte Vorlesungen in Philosophie. Er lernte nahm 1921 Rudolf Steiner und dessen Frau Marie Steiner kennen und stellte ihm wichtige Fragen zur Zukunft der Musik. 1922 nahm er am „Pädagogischen Jugendkurs“ teil. 1923 brach er sein Studium ab und wurde Mitglied der Wächtergruppe an der Brandruine des ersten Goetheanums.

In Dornach hörte er Vorträge Rudolf Steiners und hatte reichhaltige Gelegenheiten, sich im künstlerischen Tun zu üben. Er begleitete als Pianist zu Eurythmie, machte bei Henni Geck malerische und plastische Studien, war als Schauspieler aktiv. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Ton-Eurythmie-Kurs und das darin beschriebene vertiefende Erüben musikalischer Elemente.
Es  wuchsen in ihm die Sehnsucht und der Wunsch nach neuen Klängen. Später erzählt er, dass sich vor seinem inneren Auge das Klavier minimalisierte, bis nur noch Klangraum und Saiten übrig waren. Der Basler Geigenbauer W. Lothar Gärtner, ehemals ebenfalls Mitglied  der Wächtergruppe begeisterte sich für die Idee und baute nach den Angaben von Pracht und seinen eigenen Gestaltungsideen die erste Leier. Diese wurde von Pracht zunächst in der heilpädagogischen Einrichtung „Sonnenhof“ eingesetzt.

Dr. Ita Wegmann beauftragte Pracht, in den medizinisch-heilpädagogischen Fortbildungen mit den Teilnehmern künstlerische, musikalisch-plastische Grundlagen zu erarbeiten. In den folgenden Jahren komponierte Pracht zahlreiche Musiken, Lieder und Balladen, schrieb seine „Einführung in das Leierspiel“ und gründete mit Julius Knieriem den internationalen „Kreis der lehrenden Leierspieler“.
Karl Königs musiktherapeutischer Ansatz und Gisbert Husemanns „Plastisch-musikalische Menschenkunde“ waren für ihn wegweisend. Seine Leier und seine Kompositionen werden von  Therapeuten und Pädagogen weltweit eingesetzt.

Dr. Karl König

* 25.09.1902 in Wien, Österreich-Ungarn
† 27.03.1966 in Brachenreuthe, Deutschland

Im Alter von 19 Jahren begegnete Karl König erstmals dem Namen Rudolf Steiner. Wenig später las er dessen Buch „Die Philosophie der Freiheit“. Damit war ihm sein Weg in die Anthroposophie klar und er studierte zunächst in Wien Medizin. Dann rief ihn 1927 Ita Wegman an ihr Klinisch-Therapeutisches Institut nach Arlesheim. Durch seine Arbeit im „Sonnenhof“, eine heilpädagogische Abteilung, entschloss er sich, zukünftig mit behinderten Kindern zu arbeiten.
Er wechselte nach Pilgramshain in Schlesien, eröffnete dort eine Praxis und hielt Vorträge und Seminare. 1935 zog er nach Wien, dort gründete er einen studentischen Arbeitskreis, 1938 floh er nach Schottland. Karl König widmete sich nun dem Aufbau von Camphill-Einrichtungen.

Karl König beschäftigte sich intensiv mit den Künsten und deren Wirkung auf Menschen. Er erkannte, dass die einzelnen Elemente der Musik therapeutisch wirkten. Er erkannte auch, dass nicht nur das Ohr Klänge aufnimmt, sondern der ganze Mensch. Er übertrug das Erkannte auf andere Künste und entwickelte für die Kinder in den Camphill-Einrichtungen Gruppentherapien mit Zusammenwirken von Farbe, Musik und Bewegung. Dazu setzte er gedämmtes farbiges Licht, Elemente der Musik, Eurythmiegesten als farbiges Schattenspiel sowie gespielte Leiern ein. Es wurde bei den Kindern anhaltend eine deutliche seelische Harmonisierung erreicht.

Karl König war der Überzeugung, dass eine Gesellschaft nur dann sozial vollkommen werden kann, wenn Auffälligkeiten und Behinderungen kein ein Maßstab für das Zusammenleben sind. Von diesem Geist werden anthroposophische heilpädagogische und sozialtherapeutische Einrichtungen bis heute getragen.

Dora Gutbrod

* 18.03.1905 in Stuttgart, Deutschland
† 25.06.1989, Arlesheim, Schweiz

Dora Gutbrod lernt früh die Anthroposophie kennen und wird 1924 von Marie Steiner zum Dramatischen Kurs eingeladen. Ab 1925 spricht sie zur Eurythmie und spielt u. a. in Dramen von Rudolf Steiner. 23 Jahre lang ist sie Mitglied des Goetheanum-Ensembles unter der Leitung und Schulung von Marie Steiner.

Ab 1963 gibt sie Kurse für Waldorflehrer, die sie nicht nur im Umgang mit der eigenen Sprache ausbildet, sondern auch im Hinhören auf die Schüler bis hin zur therapeutischen Anwendung der Sprachgestaltung.

Mit dem Arzt Karl König vertieft sie ihr Interesse an der therapeutischen Anwendung der Sprachgestaltung. Sie intensiviert ihre Zusammenarbeit mit Ärzten und durchdringt ihre Kurse für Sprachgestalter mit therapeutischen Ansätzen. 1974 ruft sie eine Forschungstagung ins Leben, die bis heute stattfindet. 1979 gründet sie eine Arbeitsstätte, aus der die Dora-Gutbrod-Schule für Sprachkunst hervorging.

Alois Künstler

* 01.01.1905 in Liegnitz; Deutschland
† 1991 in Dortmund, Deutschland

Bereits als Kind hatte Alois Künstler Kontakt zu den „Wandervögeln“ und hier wurden seine starke Naturverbundenheit und seine Musikalität offensichtlich. Er bekam eine Geige geschenkt, er brachte sich auf dieser und auf einer Gitarre selbst das Spielen bei. Als 15jähriger lernte er Menschen kennen, die sich mit Anthroposophie beschäftigten und freundete sich mit ihnen an.

Mit 19 Jahren arbeitete er während eines Praktikums auf dem Lauenstein, der ersten heilpädagogische Einrichtung auf anthroposophischer Grundlage. Während seiner anschließenden Studienzeit in Berlin verdiente er seinen Lebensunterhalt als Kino-Geiger. Er begann, sich intensiv mit Komposition zu beschäftigen. Im Jahr 1929 kehrte er als Musiker und Musiklehrer zurück zum „Lauenstein“ und lernte  dort seine zukünftige Frau kennen, die in Musik starke Heilungsimpulse erlebte.

Er begann für die Heilpädagogik Musiken und Lieder zu komponieren, aus denen man seine Liebe zur Natur erleben kann. Dabei griff er die von Rudolf Steiner im Toneurythmie-Kurs beschriebenen TAO-Töne auf und arbeitete mit großem Erfolg auf dieser Grundlage an pädagogischen Einrichtungen, ab 1948 an der Benefelder Waldorfschule, vor allem mit den schwächsten und seelisch weniger stabilen Schülern. Im Austausch mit Frau Werbeck-Svärdström nahm er viele ihrer Anregungen auf. Bis heute finden die Kompositionen Künstlers in Therapie und Pädagogik ihre Anwendung.

Viele Jahre ließ er am Ostermorgen bei Sonnenaufgang mit seiner Trompete das Lied „Christ ist erstanden“ über ganz Benefeld klingen.

Gerard Wagner

* 05.04.1906 in Wiesbaden, Deutschland
† 13.10.1999 in Dornach, Schweiz

Ab seinem 6. Lebensjahr wächst Gerard Wagner in England auf. Dort erhält er eine Ausbildung zum Landschafts- und Porträtmaler. Mit 19 Jahren studiert er am Royal College of Art in London und lernt die Anthroposophie kennen.

1926 reist er in die Schweiz, nach Dornach, wo er an der Malschule von Henni Geck studiert. In der Begegnung mit dem Werk Rudolf Steiners findet er seine Lebensaufgabe. Ihm stellt sich die Frage nach einem «objektiven» Leben der Farbe, nach ihren Beziehungen zu Natur, Mensch und Kosmos. Diese Frage wird zum Hauptmotiv eines an Inhalt und Umfang ungewöhnlichen malerischen Werkes.

 Zusammen mit Elisabeth Koch gründete er eine Malschule und veröffentlichte über die Individualität der Farbe. Mit ihr zusammen machte er seinen malerischen Weg und die Arbeit nach den Skizzen Rudolf Steiners lehrbar.

 Ab 1960 wurde Wagner zu weltweiten Ausstellungen seiner Werke eingeladen u.a. in die Eremitage in Sankt Petersburg. Von seinen zahlreichen Metamorphosereihen wurden Drucke veröffentlicht und die Monographie "Die Kunst der Farbe".

Ab 1983 arbeitete Gerard Wagner zusammen mit Heilgart Umfrid und dem Arzt Dr. Hans Bernard Andrae aus dem Paracelsus Krankenhaus in Unterlengenhardt an kunsttherapeutischen Fragestellungen. Daraus entstand eine jährliche Arbeitswoche für Kunsttherapeuten und Ärzte, bei der Wagner aus seinem tiefen Farbverständnis wichtige Impulse für die anthroposophische Maltherapie gab.

Siegfried Pütz

* 15.10.1907 in Berlin, Deutschland
† 21.02.1979 in Ottersberg, Deutschland


In Berlin gehörte Siegfried Pütz zu den ersten Waldorfschülern. Von 1922-1924 besuchte er die Stuttgarter Waldorfschule, wo er Rudolf Steiner begegnete. Diese Begegnung blieb eine für seinen Schaffensweg entscheidende Orientierung. Nach seinem Bildhauerstudium in Karlsruhe setzte er seine Studien in Dornach u.a. bei Karl Schubert fort. Zusammen mit dem Heil- und Waldorfpädagogen Karl Schubert entwickelte er zum Beginn der 1930er Jahre eine "Plastiziertherapie".
Durch ein Berufsverbot war er zur Zeit des Nationalsozialismus gezwungen, Möbel und Gebrauchsgegenstände zu entwerfen und anzufertigen. Hierin griff er Anregungen Steiners auf und setzte sie zeitgemäß um. Nach 1945 war er 11 Jahre lang Werklehrer an der Waldorfschule in Ottersberg.

In seiner Arbeit mit Jugendlichen in den Büttner-Schilde-Haas-Werken, Krefeld sammelte er zusammen mit seiner Frau Rose Maria Grunderfahrungen in kunsttherapeutischer Praxis. Damit griff er Anregungen Steiners zur sozialen Anwendung künstlerischer Medien auf.

1964- 1966 wurde im Rahnen der in Krefeld als Trägerverein gegründeten Vereinigung der „Rudolf-Steiner-Arbeits- und Studienstätten für das soziale Wirken der Kunst“ die Konzeption für die Freie Kunststudienstätte Ottersberg geschaffen. 1967 prägte Pütz im deutschsprachigen Raum als Erster den Begriff „Kunsttherapie“. Veröffentlicht wurde dieser in einer Annonce in der Zeitschrift Erziehungskunst zum Start des 1. Studiengangs der Studienstätte.

 Basierend auf der anthroposophischen Menschenkunde, den Briefen Friedrich Schillers über die ästhetische Erziehung des Menschen und den Ausführungen Steiners über „Goethe als Vater einer neuen Ästhetik“ erlangte diese 1984 die staatliche Anerkennung als Fachhochschule für Kunsttherapie und Kunst. In den 1970er Jahren war das Ehepaar Pütz an der Gründung des Berufsverbands für Künstlerische Therapie auf anthroposophischer Grundlage e.V. dem späteren Berufsverband für Anthroposophische Kunsttherapie (BVAKT) beteiligt.

Gisbert Husemann

* 17.11.1907 in Blasheim, Deutschland
† 25.11.1997 in Ostfildern, Deutschland

Gisbert Husemann war das jüngste Kind einer großen Pfarrersfamilie und lernte während seines Medizinstudiums die Anthroposophie  kennen. Er war einer der Studenten, die bei Ita Wegman plastizierte, während Edmund Pracht dazu Intervallstudien auf der Leier machte. Daraus entstand eine Zusammenarbeit und 1950 gab Husemann seinen ersten plastisch-musikalischen Kurs in Stuttgart.
Ab 1937 war er 40 Jahre lang als niedergelassener Arzt in Stuttgart tätig, einige Jahre auch als Schularzt und Lehrer an der Freien Waldorfschule Stuttgart. In dieser Zeit gab er die Zeitschrift „Medizinisch-Pädagogische Konferenz“ heraus, später dann mit Johannes Tautz das Buch „Der Lehrerkreis um Rudolf Steiner“. Er betreute als Redakteur 38 Jahrgänge der „Beiträge zu einer Erweiterung der Heilkunst (heute: „Der Merkurstab“).

Bereits 1972 schrieb Gisbert Husemann zur „Plastisch-musikalische Menschenkunde“. Im Jahr 1973 fand der erste Kurs mit Anatomie und Plastik von Gisbert Husemann, Musik von Maria Schüppel, Sprache mit Wilfried Hamacher und Eurythmie durch Else Klink statt. In den 13 folgenden Jahren wurde in jedem Herbst ein solcher Kurs mit zahlreichen Teilnehmern durchgeführt. Jede*r, der teilnahm, erlebte die intensiven Verknüpfungen der Wissenschaft der Organbildung mit und im künstlerischen Tun. Husemann war ein begabter Redner, der es verstand, seine Zuhörer im tiefsten Innern zu erreichen.

Während seiner langen Wirkenszeit hielt er viele Vorträge, schrieb Aufsätze, Nachrufe und war beständig am weiterforschen
90jährig hielt er einen Vortrag über das Leben nach dem Tode. Wenige Stunden später verstarb er.

Liane Collot d´Herbois

* 17.12.1907 in Camelford/Cornwall, Groß Britannien
† 17.09.1999 in Driebergen,  Niederlande

Liane Collot d’Herbois besuchte die Academy of Arts in Birmingham, wo sie auf Schriften Rudolf Steiners traf. 1927 erhielt sie ihr Kunstlehrerdiplom und wurde Stipendiatin des Britischen Museums in London. Als Mitarbeiterin eines der 1. heilpädagogischen Heime in Clent/Stourbridge wurde 1928 Ita Wegman auf ihre Bilder aufmerksam. 1935 lud diese Collot d’Herbois nach Arlesheim ein. Dort sollte versucht werden, heilende Bilder im Sinne von therapeutisch wirksamer Kunst zu malen.

In diesem Sinne forschte Collot d’Herbois über Licht und Finsternis, Farbe und ihre Anwendung in Malerei und Therapie. Mit Bezug auf die Farbenlehre Steiners suchte sie die Farben zu objektivieren und Kunst mit Heilung zu verbinden. Ab 1940 entwickelte sie in Zusammenarbeit mit Wegman, Hilma Walter und Margarethe Hauschka eine eigenständige Maltherapie.

Nach dem Tod von Ita Wegman ließ sich Collot d’Herbois in Holland nieder. Dort entwickelte sie ihren Malweg in Lasurtechnik, gründete für Malschüler die Magenta-Gruppe und publizierte ihr Arbeitsbuch Colour I/II.

Hildegard Jordi

* 18.01.1908 in Bowil, Schweiz
† 08.08.1998 in Münsingen, Schweiz

Hildegard Jordi hegte den innigen Wunsch Ärztin zu werden. Aus gesundheitlichen Gründen musste sie darauf verzichten, was sie sehr bedauerte. Also wurde sie Lehrerin und spielte zu ihrer Erbauung Klavierstücke von J. S. Bach.

Nach einer Begegnung mit Rudolf Steiner erlebte sie wider jegliche Erwartung an der Goetheanumbühne einen Wendepunkt ihres Lebens. Sie wurde Schauspielschülerin bei Kurt Hendewerk, Marie Steiner und weiteren Künstlern der Goetheanumbühne. Letztlich musste sie wegen ihrer eingeschränkten körperlichen Gesundheit die Perspektive, als Berufsschauspielerin auf der Bühne zu stehen, aufgeben. So begann sie eine Zusammenarbeit mit Professor Eymann, der sie zur Sprachgestaltung für Lehrerkurse gewann und schulte. Zusammen mit ihren an der Goetheanumbühne erworbenen künstlerischen Grundlagen konnte sie daraus bald die Sprachgestaltung zur Bewältigung von äußeren und inneren Schwierigkeiten ihrer Schüler einsetzen. 

Als sich einige schwer depressive Menschen bei ihr meldeten, wurde die Herausforderung zur Entwicklung sprachtherapeutischer Methoden immer deutlicher. Hierzu knüpfte Jordi an die Angaben Rudolf Steiners zum therapeutischen Potenzial in Wort, Atem und den Methoden der Sprachgestaltung an. Bei der Erschließung dieses therapeutischen Neulands setzte sie über 30 Jahre lang das Wort und die Methoden der Sprachgestaltung zur Selbstfindung und Harmonisierung psychisch erkrankter Menschen ein.
 

Rudolf Treichler

* 10.03.1909 in Schondorf, Deutschland
† 22.07.1994 in Wiesneck, Deutschland

Als Waldorfschüler erlebte Treichler mit 13 Jahren einen Vortrag Rudolf Steiners im Goetheanum und stand 16-jährig erschüttert an dessen Totenbett. In der 12. Klasse schrieb er eine Jahresarbeit über Friedrich Hölderlin, aus der eine lebenslange Beschäftigung mit seelischen Erkrankungen entstand.
Nach seinem Medizinstudium promovierte er 1936 über „Die Erkrankung Friedrich Hölderlins in ihren Beziehungen zu seinem dichterischen Schaffen“. Seine psychiatrisch-neurologische Facharztausbildung absolvierte Treichler in Stuttgart. Ab 1959 übernahm er zusammen mit Werner Priever die ärztliche Leitung des damaligen „Sanatorium Wiesneck“, das bald in „Friedrich Husemann-Klinik“ umbenannt wurde.

Rudolf Treichler prägte die Entwicklung der anthroposophischen Psychiatrie grundlegend. Im Unterschied zur psychiatrischen Life-Event-Forschung geht diese von lebenslanger seelisch-geistiger Entwicklung aus. Hiernach antwortet die Seele, ausgelöst durch ein Ereignis, auf eine Störung ihrer Entwicklung mit einem bestimmten Erscheinungsbild, das ihren Möglichkeiten zur Entwicklung entspricht.

Neben den zusammen mit Otto Wolff neu geschaffenen medikamentösen Behandlungsformen erarbeitete Treichler eine „psychiatrische Heileurythmie“ und begründete die menschenkundlich fundierte Indikationsstellung der anthroposophischen Kunsttherapien in der Psychiatrie. In den 1960er Jahren initiierte er die ordnende und stabilisierende Wirkung der Platonischen Körper  über innere Hinwendung zu vermitteln. Hierzu entwickelte Harald Hüttich die Prägung der Körper aus einer Kugel mit den Handinnenflächen und -ballen.

Prof. Dr. Hermann Pfrogner

* 17.01.1911  in Graz, Österreich-Ungarn
† 14.12.1988 in Konstanz, Deutschland

Hermann Pfrogner studierte Klavier, Kontrapunkt und Komposition. Ihn faszinierte vor allem das Kräftespiel zwischen Tönen, Intervallen und Akkorden. Er arbeitete als freier Musikschriftsteller in Wien und forschte an den ihn begeisternden musikalischen Themen.

Im Jahr 1947 begegnete er Anni von Lange und der Anthroposophie.  Fasziniert von Anni von Langes Forschungsergebnissen beschäftigte er sich mit dem Bezug musikalischer Elemente zu den menschlichen Sinnen und Organen. Er nahm am Arbeitskreis um Dr. Engel teil, an dem auch Anni von Lange, Veronika Bay, Johanna Spalinger und Maria Schüppel teilnahmen.

1958 wurde er an die Münchner Musikhochschule berufen, wo er sich viel mit neuer Musik beschäftigte und mit seinen Studenten nächtelang dazu diskutierte.
1967 begann er mit der Niederschrift seines Buches „Die Zwölfordnung der Töne“, 1953 wurde es veröffentlicht und fand in Fachkreisen viel Beachtung. 1974 hatte Pfrogner einen kräftemäßigen Zusammenbruch und verließ München. Er zog zu seiner Frau nach Söhnstetten und erholte sich langsam wieder. 1976 wurde sein Buch „Lebendige Tonwelt“ veröffentlicht.

Durch seine Forschungen, Veröffentlichungen und Anregungen gab und gibt er wesentliche Hilfen und Grundlagen für die anthroposophische Musiktherapie.

Raoul Ratnowsky

* 10. Juli 1912 in Zürich, Schweiz
† 2. August 1999 in Arlesheim, Schweiz

Raoul Ratnowsky nahm bei verschiedenen Bildhauern Unterricht und stellte 1933 erstmals aus. Ein Stipendium führte ihn nach Rom und Florenz, später nach Paris und Chartres. Im Lauf der Zeit wandelte Ratnowsky seinen künstlerischen Ausdruck vom Figurativen zu mehr freien Formen. Sein Gestaltungsprozess beinhaltete auch die Auseinandersetzung mit der Besonderheit des Materials und die Überwindung der Schwerkraft. Hierbei geben doppelt gekrümmte Flächen der Schwere Leichtigkeit. Seine Kunst erschließt sich in der Ruhe und im meditativen Erleben. Bekanntheit erlangte er mit Großplastiken im öffentlichen Raum.

1952 übernahm Ratnowsky die Leitung der Plastikschule am Goetheanum in Dornach bei Basel, wo er eine Bildhauer- und Werklehrerausbildung initiierte. Seit Ende der 1970er Jahre leitete er zusammen mit Mia Rist und Elke Dominik die Plastikschule am Goetheanum. Dort baute er einen plastisch-therapeutischen Studiengang auf. Im Sinne der Heileurythmie wurden neue plastische Übungen entwickelt. Zunächst resultierten sie aus individuellen Aufgaben für einzelne Patienten. Diese können später auch bei anderen erfolgreich angewendet werden.

Prof. Rose Maria Pütz-Nelsen

* 13.10.1913 in Mönchengladbach, Deutschland
† 03.06.2002 in Ottersberg, Deutschland

Nach ihrer sozialpädagogischen Ausbildung zur Jugendleiterin lernte Rose Maria Pütz im Jahr 1937 ihren späteren Ehemann, den Bildhauer und Werklehrer Siegfried Pütz, kennen. Mit ihm zusammen arbeitete sie in der Heilpädagogik, mit Jugendlichen in der Industrie und später an der Waldorfschule in Ottersberg. 1965 begründeten beide die „Rudolf-Steiner-Arbeits- und Studienstätte für das soziale Wirken der Kunst“. Diese nahm im Mai 1967 als „Freie Kunst-Studienstätte Ottersberg“ ihre Arbeit auf und erlangte 1984 die staatliche Anerkennung als Fachhochschule für Kunst, Kunstpädagogik und Kunsttherapie.

1977 beschrieb das Ehepaar Pütz das Berufsbild des Kunsttherapeuten in den  Blättern zur Berufskunde der Bundesanstalt für Arbeit. Parallel wurde die Gründung des Berufsverbands für Künstlerische Therapie auf anthroposophischer Grundlage e.V. (später BVAKT) vorbereitet.

Aus den Angaben Steiners für den Kunstunterricht an der Waldorfschule entwickelte Rose Maria Pütz ihre anthroposophisch orientierte Maltherapie, die sie um die mit besonderer Intensität erkundeten lasierenden Malweisen und der meditativen Arbeit nach Planetenmotiven ergänzte. In den Jahren 1981 und 1991 dokumentierte sie ihren Ansatz in zwei Publikationen.

Rudolf Kutzli

* 03.04.1915 in St. Gallen, Schweiz
† 15.011.1998 in Gempen, Schweiz

Rudolf Kutzli begründete mit seiner Frau Gertrud Schefer die erste Rudolf-Steiner Heimschule in der Schweiz, die École-Famille-Montolieu. Nach dem Lehrplan der Waldorfschulen wurden dort besonders die künstlerischen und handwerklichen Fächer gepflegt.

Einer Anregung Rudolf Steiners folgend erweiterte Kutzli das ursprünglich für den Waldorfunterricht eingeführte Formenzeichnen „mit besonderem Augenmerk  auf die Methodik und die Altersstufen und auf die Wirksamkeit der Tätigkeit im leiblich-seelisch-geistigen Organismus.“ Ab 1969 gab er Vorträge und Seminare zum Formenzeichnen. In seiner 1981 -1987 erstmals erschienenen 12 Folgen umfassenden Publikation zur Entfaltung schöpferischer Kräfte durch lebendiges Formenzeichnen begründete er diese Weiterentwicklung systematisch.
Die letzten 3 Folgen beziehen sich auf  Rudolf Steiners Siegelzeichnungen und die Kapitäle des ersten Goetheanums als Metamorphosereihe. Hierin wird die Begegnung und Erweiterung der antiken Ars Lineandi mit freien, aus dem schöpferischen Prozess abgeleiteten Formen ermöglicht.

Paul von der Heide

* 08.07.1918 in Berlin, Deutschland
† 29.12.1996 in Stuttgart, Deutschland

Seit seinem 17. Lebensjahr erlebte sich Paul von der Heide mit der Anthroposophie Rudolf Steiners verbunden. Nach Unterbrechungen durch seine Zeit als Soldat und einer Kriegsverletzung schloss er in Wien 1944 mit Staatsexamen und Promotion sein 1937 begonnenes Medizinstudium ab. Dort wurde er Facharzt für Kinderheilkunde und studierte Eurythmie und Heileurythmie.

1952-53 hospitierte er in psychiatrischen Kliniken. Danach arbeitete er an der Psychiatrischen Klinik der Universität Tübingen, wo er 1956 die Prüfung zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie ablegte. Bis zur Eröffnung der Filderklinik bei Filderstadt im Jahr 1975 förderte er die Entwicklung der pflegenden und therapeutischen Berufe der Anthroposophischen Medizin und begann die Grundlagenarbeit zur anthroposophisch fundierten Psychotherapie.

In der Filderklinik leitete von der Heide von 1975 bis Ende 1986 die Abteilung für Psychosomatik und Künstlerische Therapie. 1997 veröffentlichte er eine umfassende Darstellung zur Therapie mit geistig-seelischen Mitteln in der Kunsttherapie, Psychotherapie und Psychosomatik. Neben der Darstellung körperlicher, psychosomatischer und psychischer Krankheitsbilder in ihren Bezügen zur Menschenkunde sind alle Fachbereiche der Künstlerischen Therapien auf anthroposophischer Grundlage in ihrem Anwendungsspektrum und den kunstspezifischen Wirkungsweisen bis in die Prozessphasen durchdrungen und ausführlich beschrieben.

Julius Knierim

* 03.09.1919 in Kassel, Deutschland
† 01.01.1999 in Niefern-Öschelbronn, Deutschland

Nach dem Studium der Musikwissenschaften und Schulmusik war Julius Knierim auf der Suche nach zeitgemäßen und individuell einsetzbaren Klängen. Er beschäftigte sich auf dieser Suche mit vielen heutigen und früheren Instrumenten. Durch Edmund Pracht lernte er die Leier kennen, fand in ihr den Klang, den er gesucht hatte und erkannte die der Leier innewohnenden ausgleichenden und heilenden Klangmöglichkeiten. 
Im Jahr 1946 begann er am Michaelshof in Hepsisau seine musikalisch-therapeutische Arbeit und stellte im selben Jahr während der ersten „Musikertagung auf anthroposophischer Grundlage“ die Leier vor. Er erforschte und entwickelte das Arbeiten mit der Leier beständig weiter. 
1946 nahm Julius Knierim an der ersten Musikertagung auf anthroposophischer Grundlage in Stuttgart teil und stellte seine Arbeit mit der Leier am Michaelshof in Hepsisau vor. Ab da fand jährlich eine Tagung statt, an denen Julius Knierim und seine Forschungen eine zentrale Rolle spielten.
Bei einer Musikertagung in Järna/Schweden begnegete Julius Knierim Norbert Visser und unterstützte ihn bei der Entwicklung der Choroibewegung.

Im Jahr 1961 lernte Julius Knierim während der ersten Hepsisauer Leiertagung Maria Schüppel und ihren musiktherapeutischen Ansatz kennen. Er begründete in den folgenden Jahren die Freie Musikschule, ein Wanderstudium mit Ziel zur Befähigung, einen Einklang zwischen Kunst, Pädagogik und Therapie zu erreichen. Er förderte in seinen Schülern insbesondere die Fähigkeit, im Arbeiten mit einem Kind die richtigen Töne, Musiken oder Lieder spontan zu finden. Die Grundlage dafür war das Ausarbeiten des freien Musizierens, des freien, strömenden Gestaltens und Tongespräche in freier Improvisation.

Viele seiner Kompositionen werden noch heute therapeutisch eingesetzt.

Dr. Hans-Heinrich Engel

* 29.06.1921 in Greifswald
† 30.10. 1973  in Beitenwil, Schweiz

Hans-Heinrich Engel studierte Medizin in Greifswald und Tübingen. Durch seine Frau lernte er die Anthroposophie kennen und arbeitete mit Friedrich Husemann in Wiesneck zusammen.
Im Jahr 1951 gab er seine Praxis in Lindau auf und folgte seiner Frau nach Camphill in Schottland.
Dort lernte er Karl König und dessen musiktherapeutische Arbeit kennen. Er wechselte 1960 nach Irland, wo er die Heimschule Glencraig übernahm. In den folgenden 12 Jahren entwickelte er seine musikalische Anthropologie, wirkte von Irland aus auch in Christophorus in Holland, in Perceval St. Prex und Beitenwil in der Schweiz und in Berlin.

Engel wurde in seinen musiktherapeutischen Forschungen von Karl König unterstützt. Seit 1954 arbeitete er zusammen mit Johanna Spalinger therapeutisch und komponierte dafür. In engem Austausch arbeitete und forschte er mit V. Bay, J. Spalinger, M. Schüppel und H. Pfrogner.

Engel konnte die jeweilige Krankheitssituation musikalisch erleben und mit musikalischen Mitteln die Gesundheit fördern. Ab 1959 hielt er Vorträge zu seiner musikalischen Anthropologie und der therapeutischen Wirkung von Musik.

Im Alter von 52 Jahren verstarb Engel nach einem schweren Unfall.

Veronika Bay

* 29.10.1922 in Beatenberg am Thuner See, Schweiz
† 28.03.2016 in Bern, Schweiz

Veronica Bay wuchs in einer anthroposophischen Familie auf, in der künstlerisches Tun einen großen Stellenwert hatte. Ihr Vater hat als Architekt am ersten Goetheanum mitgebaut. Schon als Kind hatte Veronica Bay den Wunsch, Sängerin zu werden und begann nach dem Krieg mit dem Gesangsstudium. Kurze Zeit später zog ihre Familie nach Schottland, wo der Vater in Camphill bei Karl König als Architekt tätig wurde.

Im Jahr 1952 bat Karl König Veronica Bay, nach Camphill zu kommen und mit taubstummen Kindern musikalisch zu arbeiten. Hier machte sie erste musiktherapeutische Erfahrungen in der Heilpädagogik. 1961 ging sie nach Holland und baute mit anderen unter Begleitung durch Dr. Hans-Heinrich Engel im heilpädagogischen Heim „Christophorus“  die musiktherapeutische Arbeit auf.

Im selben Jahr lernte sie  Maria Schüppel und Freda von Bültzingslöwen kennen. Aus diesem Treffen heraus wurde bei Karl König in Schottland  die erste Musiktherapietagung geplant und durchgeführt. Diese war die Keimzelle des Arbeitskreises um Hans-Heinrich Engel, es wurde intensiv an der Verknüpfung der anthroposophischen Menschenkunde mit musikalischen Elementen gearbeitet. 1962 begegnete Veronica Bay Anni von Lange und Dr. Hermann Pfrogner. Regelmäßig arbeitete die nun entstandene Gruppe an musiktherapeutischen Themen.

Veronica Bay beschäftigte sich lebenslang intensiv mit den Qualitäten des Einzeltons und dessen Bezug zum Menschen und war an musiktherapeutischen Ausbildungen als Dozentin tätig. Sie hatte die Fähigkeit, ihre Studenten so zu begeistern, dass in ihnen der Wunsch entstand, mit dem Erlebten und Erfahrenen weiter zu arbeiten.

Maria Schüppel

* 28.05.1923 in Chemnitz, Deutschland
† 27.06.2011 in Berlin, Deutschland

Bereits als Kind komponierte Maria Schüppel und spielte mehrere Instrumente, ab dem 13. Lebensjahr trat sie öffentlich auf. Bereits im 16. Lebensjahr begann sie als Gaststudentin ihr Musikstudium in Dresden. Sie machte erste Erfahrungen als Musiklehrerin in Breslau und Weimar. 1948 lernte sie die Anthroposophie kennen, zog 1949 nach Berlin-Ost und wurde 1950 als Studiendirektorin an die Hans Eisler-Hochschule für Musik berufen. Sie besuchte Kurse in West-Berlin, lernte Maria Führmann und Anny von Lange kennen.  Als ihre West-Kontakte 1957 verraten wurden, gelang ihr rechtzeitig die Flucht nach West-Berlin.

Ab nun begann sie, die therapeutischen Einsatzmöglichkeiten mit der Vielzahl der Instrumente und deren Wirkung zu erforschen. Dr. Margarethe Hauschka bestärkte sie in ihrem Vorhaben, Musiktherapie auf anthroposophischer Grundlage zu entwickeln. Schüppel beobachte die sehr verschiedenen Wirkungen musikalischer Gestaltungsmittel, z.B. bestimmter Töne, Tonarten, Intervalle, Dur und Moll usw. Sie nahm die  Zusammenhänge mit dem Befinden des Menschen und die heilende Wirkung der musikalischen Elemente wahr. Besonderes Interesse hatte sie an den Forschungsergebnissen von Anny von Lange.

Maria Schüppel wirkte am Arbeitskreis um Dr. Hans-Heinrich Engel mit, studierte Eurythmie, arbeitete an heilpädagogischen Einrichtungen und Kliniken. Sie nahm an vielen Ärztetagungen teil und vertiefte ihr medizinisches Wissen. Das individuelle Komponieren für Patienten war ihr ein ganz besonderes Anliegen.

Bereits 1963 begann sie auszubilden und begründete die „Musiktherapeutische Arbeitsstätte“ in Berlin. Ihre Student*innen konnten ihren starken „Heilerwillen“ erleben und aufgreifen. Viele ihrer therapeutischen Kompositionen werden bis heute eingesetzt.

Eva Mees-Christeller

* 05.06.1925  in Berlin, Deutschland
† 08.10.2011 in Zeist, Niederlande

Mees-Christeller wurde 1925 in Berlin geboren. Mit ihren Eltern emigrierte sie über die Schweiz und Italien nach Neuseeland. Dort arbeitet sie als berittene Schafhirtin.

Nach dem 2. Weltkrieg kehrte sie nach Europa zurück. Sie studierte Violine und Komposition in London und Paris. Danach spielte sie als Violinistin an der Goetheanumbühne in Dornach, Schweiz, wo sie den holländischen Arzt Dr. L. F. C. Mees kennenlernte. Nach ihrer Heirat mit Mees wurde sie eine der ersten Schülerinnen von Dr. Margarethe Hauschka. In Bad Boll besuchte sie deren Ausbildung für Künstlerische Therapie.

Ab 1960 betreute das Ehepaar Mees die Patienten der privaten Krebsklinik „de Maretak" in Driebergen. Dort gründeten sie zusammen 1968 die Ausbildungsstätte für künstlerische Therapie „de Wervel" und 1972 das Institut für Musiktherapie.  Inzwischen sind beide Ausbildungsansätze als anthroposophisch fundierte B.A.-Studiengänge für Kunstzinnige Therapie an der Hogeschool Leiden, Niederlande etabliert.

Mees-Christeller veröffentliche  zum therapeutischen Einsatz von Malen, Zeichnen und Plastizieren in Deutsch, Niederländisch, Italienisch, Englisch und Ungarisch sowie zu  7 Arten des Zeichnens, die sie mit besonderer Hingabe erforschte. Sie komponierte Musiken für die Christengemeinschaft, gab Workshops, Kurse und Vorträge in vielen Ländern Europas und war Mitbegründerin von zahlreichen Ausbildungen weltweit.

Christa Slezak-Schindler

* 10.09.1926 in Kassel, Deutschland

Christa Slezak geb. Schindler wurde von 1958 bis 1961 in Dornach zur Sprachgestalterin ausgebildet. Zu ihren Lehrern zählten Schüler Marie Steiners wie Gertrud Redlich, Kurt Hendewerk und Dora Gutbrod.
Von  1961 bis 1984 war sie als Sprachgestalterin an der Freien Waldorfschule in Stuttgart tätig. Ihr Aufgabengebiet umfasste u.a. die sprachtherapeutische Einzelbetreuung von Schülern aller Altersstufen. Ebenso arbeitete sie mit Helmut von Kügelgen in der Waldorfkindergartenbewegung zusammen. Mit dem Psychiater und Psychotherapeut Paul von der Heide beriet sie die Einrichtung der sprachtherapeutischen Arbeit in der psychosomatischen Abteilung der 1975 gegründeten Filderklinik bei Stuttgart.

1979 gründete sie die Freie Studienstätte Unterlengenhardt für Sprachgestaltung und sprachkünstlerische Therapie. In einem breit gefächerten Lehrangebot stellte sie die Entwicklung ihrer Methodik der Sprachkünstlerischen Therapie dar. Diese bildet in der therapeutischen Sprachgestaltung eine eigenständige Richtung. Zur Erhaltung und Weiterentwicklung ihres Ansatzes veröffentlichte Christa Slezak-Schindler zahlreiche Schriften und Tonaufnahmen.

Johanna Spalinger

* 21.10.1926 in Arlesheim, Schweiz
† 01.04.2013 in Beitenwil, Schweiz

Johanna Spalinger war Schülerin der Dresdner Waldorfschule, bis diese 1942 geschlossen wurde. Bereits als 14jährige  wurde von Ihrem Paten, dem Arzt Friedrich Husemann, in die Friedrich-Husemann-Klinik mitgenommen und spielte dort Geige für die Patienten. Sie sagt, dort habe sie ihren musiktherapeutischen Impuls erstmals erlebt.
1945 begann Johanna Spalinger in Jena Medizin zu studieren, wurde jedoch vom DDR-Regime exmatrikuliert. Sie flüchtete aus der DDR und wollte zunächst in Heidelberg weiter studieren, wechselte dann jedoch und begann ein Musiklehrerstudium mit Hauptfach Geige.

Im Jahr 1947 lernte sie während einer Stuttgarter Hochschultagung ihren zukünftigen Mann kennen und ging 1948 mit ihm in die Schweiz, um eine heilpädagogische Einrichtung aufzubauen. Dort arbeitete sie musikalisch-therapeutisch mit den Kindern.

Im Jahr 1954 lernte Johanna Spalinger den Arzt Dr. Hans-Heinrich Engel kennen und fuhr ab 1955 jährlich zu den Treffen seiner Arbeitsgruppe. Hier begegnete sie auch Maria Schüppel, besuchte sie in Berlin und es begann ein regelmäßiger Austausch.

Johanna Spalinger arbeitete mit an den musikalischen Elementen der von Dr. Karl König entwickelten „Farblichttherapie“.  Sie arbeitete ebenso mit den Forschungsergebnissen von Anni von Lange und orientierte sich immer wieder an den musikalischen Angaben Rudolf Steiners.

Sie war eine der Begründerinnen der „Die Freie Musikschule“, ein Wanderstudium mit Ziel zur Befähigung, einen Einklang zwischen Kunst, Pädagogik und Therapie zu erreichen. Bis 1985  war sie dort Dozentin für den Therapiebereich. Mit der Musiktherapeutin Marlise Maurer gründete sie an der Orpheus-Musikschule in der Schwei 1997 den Studiengang Orpheus Musiktherapie, eine berufsbegleitende, grundständige Musiktherapieausbildung.

Johanna Spalinger war bis ins hohe Alter musiktherapeutisch tätig, ihr Schwerpunkt galt dabei der Heilpädagogik.

Harald Hüttich

* 1929
† 27. 10 2013 in Deutschland

Harald Hüttich war von 1951 bis 1998 an der psychiatrischen Friedrich-Husemann-Klinik in Buchenbach bei Freiburg tätig. Dort führte er Patienten therapeutisch an das Bilden Platonischer Körper sowie an Figürliches aber auch an das Töpfern von Vasen aus Ton heran.

Die therapeutische Arbeit mit Platonischen Körpern wurde bereits in den 1920er Jahren von Dr. Margarethe Hauschka in der Friedrich-Husemann-Klinik eingeführt. In den 1960er Jahren initiierte der Psychiater Rudolf Treichler, die ordnende Wirkung dieser Formen weniger über konstruierendes Denken als über innere Hinwendung zu vermitteln. Daraufhin  entwickelte Hüttich über die Kugel die Prägung der Körper mit den Handinnenhandflächen sowie mit den Handballen. Insgesamt überstieg die positive Wirkung der so plastizierten Polyeder die Erwartungen.

Die neue Vorgehensweise erzielte ein hohes Interesse bei Ärzten und Therapeuten. Daraufhin hielt Hüttich Vorträge und gab Seminare im In- und Ausland. In diesen lernten die Teilnehmer die Wirkungen über Selbsterfahrung kennen. Sie erlebten wie die Entstehungsvorgänge der Platonischen Körper zu Vollzügen der Hände werden, wenn diese zu einem  Gefäß für die den platonischen Körpern inhärenten Formungsprinzipen werden: Mit den Formen der eigenen Hände wird auf kontemplative Weise den fünf Körpern die physische Gestalt verliehen. Dabei spielt die Freude im künstlerischen Bildeprozess eine wesentliche Hilfe, um über momentane Befindlichkeiten hinauszuwachsen und den Mut aufzubringen, neue Wege zu suchen und zu wagen.

Elke Frieling

* 03.06.1939
† 23.04.2022

Elke Frieling schloss nach dem Besuch der Kunstschule Bremen eine Ausbildung zur Fotografin ab. Sie arbeitete als Selbständige mit Schwerpunkt  Werbung und Theaterfotografie. Es folgten Ausbildung und Arbeit in der Heilpädagogik und Sozialtherapie und Mitarbeit im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke als Kunsttherapeutin. Dort arbeitete sie in Abteilungen für Psychiatrie, Psychosomatik, Innere Medizin und Gynäkologie.

Während der kunsttherapeutischen Arbeit im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke entwickelt sie die Methode des Formenzeichnens nach Kutzli weiter mit besonderer Betonung der Atmungsvorgänge. Sie entwickelt Übungen, die bei Atemproblemen kurzfristig hilfreich sind und langfristig Veränderungen hervorrufen können. In den folgenden Jahren wurden in der praktischen Arbeit mit Kunsttherapiestudierenden, erfahrenen Kunsttherapeuten und Patienten in anderen Bereichen weitere Erfahrungen erkundet und ausgearbeitet.

Ihre Dozententätigkeit übt sie an verschiedenen anthroposophischen Ausbildungsstätten und in eigenen Kursen zum Therapeutischen Formenzeichnen nach Elke Frieling® aus.
Sie veröffentlichte über Diagnostik in der Anthroposophischen Kunsttherapie und Therapiewege im Formenzeichnen.

Karl-Hermann Lieberknecht

*11.09.1943 in Fulda, Deutschland

Lieberknecht studierte Gesang und Heilpädagogik in Deutschland und Schweden sowie Bildhauerei an der Plastikschule in Dornach, Schweiz. 

Ab 1972 baute er verschiedene heilpädagogische und sozialtherapeutische Einrichtungen in Freiburg und Umgebung auf. Dort war er als Geschäftsführer, Heilpädagoge und Kunsttherapeut tätig. Als Dozent für Heilpädagogik, Kunst und Kunsttherapie lehrte er u.a. an der evangelischen und der katholischen Fachhochschule in Freiburg, an der Pädagogischen Hochschule in Mannheim, der Hochschule für Bildende Künste in Dresden sowie an der Plastikschule in Dornach.

1978 war er Gründungsmitglied des Berufsverbands für Künstlerische Therapie auf Anthroposophischer Grundlage (jetzt BVAKT) und blieb 30 Jahre im Vorstand, davon 21 Jahre  geschäftsführend. Als wichtige Anliegen verband er die Impulse Rudolf Steiners zur Gemeinschaftsbildung mit dem Bestreben zur sozialrechtlichen Anerkennung der Anthroposophischen Kunsttherapie und der wissenschaftlichen Evaluation ihrer therapeutischen Wirksamkeit.
Hierzu entwickelte er zusammen mit Ärzten, Wissenschaftlern und dem Lobbyisten Peter Meister die Voraussetzungen zur Anthroposophic Medicine Outcomes Study (AMOS), auf deren positiven Ergebnissen 2006 der 1. Vertrag zur Integrierten Versorgung mit Anthroposophischer Medizin und ihren Heilmitteln basierte. Im nachfolgenden Rahmenvertrag können bis heute Anthroposophische Kunsttherapeuten (BVAKT) eine Kassenzulassung erhalten.

Marianne Altmaier

* 03.01.1949 im Saarland, Deutschland
† 30.11. 2013 in Filderstadt, Deutschland

Nach Ausbildungen zur Kinderkrankenschwester und Kunst- und Klassenlehrerin für Waldorfpädagogik arbeitete Altmaier  von 1980 – 1994 als Kunsttherapeutin im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke. Diese Arbeit schloss sie mit der Publikation ihrer Forschungsarbeit zu den Gesetzmäßigkeiten des kunsttherapeutischen Prozesses ab. Damit schuf sie eine wesentliche Grundlage zur Beurteilung von Therapieverläufen und darin wirksamer Phänomene. Von 1991-1998 wirkte sie im Erweiterten Vorstand und in der Qualitätssicherung des Berufsverbands für Anthroposophische Kunsttherapie mit.

Von 1995 – 2001 war sie Mitarbeiterin der Medizinischen Sektion und der Sektion für Bildende Künste am Goetheanum in Dornach. Als erste internationale Koordinatorin für Anthroposophische Kunsttherapien legte sie maßgebliche Strukturen zur Qualitätssicherung an und begleitete die internationale Forschungsarbeit Anthroposophischer Kunsttherapeuten bis zur Publikation einer umfassenden Dokumentation aller Fachbereiche und Ansätze. Parallel erlernte sie die Glasradierkunst und baute ein Glasradieratelier auf.

Von 2001 – 2013 entwickelte Marianne Altmaier die Metallfarblichttherapie. Sie erforschte die Wirkungen bestimmter Rhythmisierungs-, Potenzierungs- und Motivierungsprozesse in der Herstellung, Gestaltung und Anwendung farbiger Gläser zur Therapie von Patienten mit rheumatischen oder gynäkologischen Erkrankungen. In den aus Metallfarben, Quarz und Sonnenlicht geschaffenen Gläsern erfahren ihre nach Angaben von Rudolf Steiner für die Glasfenster des Goetheanums gestalteten Werke ihre Vertiefung und entfalten therapeutische Wirkung.

Thomas Adam

*20.09.1952 in Balsthal-Klus, Schweiz

Nach einem Lehramtsstudium begann Thomas Adam mit dem Gesangsstudium nach der Methode der Schule für Stimmenthüllung. Diese wurde von Valborg Werbeck-Swardström entwickelt und von Jürgen Schriefer weitergeführt. Thomas Adam verknüpfte die dort gewonnenen Fähigkeiten mit dem Studium der Anthroposophie und der anthroposophischen Menschenkunde.

Weiterlesen: Thomas Adam

Michaela Glöckler

* 1946 in Stuttgart, Deutschland

Michaela Glöckler lernte die Anthroposophie in ihrem Elternhaus und als Waldorfschülerin kennen. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Medizin in Tübingen und Marburg. Ihre Weiterbildung zur Kinderärztin führte sie u.a. an das Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und damit zur Anthroposophischen Medizin. Dort war sie bis 1988 in der Kinderambulanz tätig.

Von 1988 - 2016 leitete sie die Medizinische Sektion am Goetheanum in Dornach, Schweiz. Gemeinsam mit dem Berufsverband für Anthroposophische Kunsttherapie in Deutschland und der Sektion für Bildende Künste initiierte sie  eine  10-jährige internationale Zusammenarbeit von mehr als 120 Kunsttherapeuten und Ärzten aus 9 Ländern. In dieser Zeit entstand von 1989 bis 1999 eine 4-bändige Dokumentation aller Ansätze zur Anthroposophischen Kunsttherapie. Parallel veröffentlichte sie 1991 zusammen mit Ärzten und Therapeuten im Kontext der Dokumentation der besonderen Therapierichtungen und natürlichen Heilweisen in Europa eine Darstellung der AKT als unverzichtbares Heilmittel der Anthroposophischen Medizin.

Bis zur Einrichtung der Internationalen Koordination für die verschiedenen Berufsgruppen der Anthroposophischen Medizin beurteilte sie Falldokumentationen von Kunsttherapeuten, die auf individuellem Weg ihre Qualifikation erlangten und bestätigte diese mit einem Diplom der Sektion. 1994 wurde die Europäische Akademie für Anthroposophische Kunsttherapien als qualitätssicherndes Organ der Sektion eingerichtet und 1995 Marianne Altmaier zur ersten internationalen Koordinatorin für AKT ernannt.  Darüber hinaus engagierte sich Göckler weltweit für die Ausbildung von Ärzten und die Verbreitung der Anthroposophischen Medizin.